Sunday 26 October 2008

Ethics in Management Consulting


Article Publication
in
"Staufenbiel Consulting"


Staufenbiel is Germany’s foremost choice when it comes to career development, job entry or choice of post-graduate studies. Twice yearly, Staufenbiel brings out a series of publications, one of them specifically addressing the area of consulting. With 14,000 copies distributed at German companies, universities and institutes of higher education, “Staufenbiel Consulting” is the most widely circulated career guidebook for the industry.

Staufenbiel - First Choice for Careers

For the recently published 14th print edition Winter Semester 2008/09, I had the pleasure to author an article on “Ethics in Management Consulting”. As an outflow of my current MBA dissertation, I highlighted the importance of responsible behaviour and trust as a key element in today’s consulting industry. A special focus is laid on identifying personal principles according to which young professionals in the field should act and decide.

The 3-page article is available in the current edition of “Staufenbiel Consulting” and comes also published below. For the time being, the article only existsin German; however, I will work on bringing out an English version in the near future.

Please feel free to link and to distribute the publication as you like – and I would be looking forward to receiving comments, suggestions or feedback on the content.


Andreas Hauser


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Von Verantwortung und Vertrauen


Ethik in der Unternehmensberatung – Gerade für den Einsteiger stellt sich neben den Regeln der Legitimität und den Grenzen des Vertretbaren eine Frage: Nach welchen Richtlinien kann und will ich als Unternehmensberater handeln und entscheiden?

Die Aufgabe eines Consultants ist es, Kunden als externer Experte zu beraten und sie dabei zu unterstützen, Lösungen in komplexen Situationen und Fragestellungen zu finden. Dazu gehört in erster Linie die Fähigkeit zur kritischen Reflektion. Diese wiederum stützt sich auf Grundannahmen und ein Wertegerüst, das die Stellung des Consultants rechtfertigen soll. Nur: Worauf basiert diese Grundlage?
Der Wirtschaftsethiker Peter Ulrich von der Universität St. Gallen porträtiert in seinen Ausführungen den „integren Wirtschaftsbürger“: Jeder Einzelne sollte seiner Verantwortung als kritischer Konsument, kritischer Investor und kritischer Mitarbeiter nachkommen. Wenn sich ein Konsument für eine bestimmte Ware entscheidet, erklärt er sich mit den Praktiken des Herstellers einverstanden – gleich ob bewusst oder unbewusst. Dasselbe gilt analog für den Käufer von Unternehmensanteilen, der mit seinem Investment die Geschäftsprinzipien unterstützt. Und nicht zuletzt gilt es in verstärktem Maße für den Mitarbeiter einer Firma, der entlohnt dafür wird, dass er nach innen und außen für das Wertesystem seines Arbeitgebers einsteht und es vertritt.

Integre Unternehmensberatung
Diese Ausführungen lassen das Selbstverständnis des Consultants in neuem Licht erscheinen. Gerade für den Berufseinsteiger stellt sich neben den Regeln der Legitimität und den Grenzen des Vertretbaren eine Frage: Nach welchen Richtlinien kann und will ich als Unternehmensberater handeln und entscheiden?
In einer Reihe von Veröffentlichungen beschäftigt sich Ulrich Hagenmeyer mit dem Thema der integren Unternehmens-beratung. Dabei definiert er Unternehmensberatung als eine „situationsspezifische Hilfe von einem unabhängigen, externen und professionellen (Interventions-)Experten, die ein Rat suchendes Management Handlungsfähigkeit in überkomplexen Managementsituationen wiedergewinnen lässt.“

Damit grenzt sich der beratende Charakter des Consulting klar von Leistungen bei bereits feststehenden Ergebnissen („Scheinberatung“) oder aktiver Übernahme von Managementaufgaben („Body Leasing“) ab. Für eine weitere Orientierung in der täglichen Beratungspraxis identifiziert Hagenmeyer u.a. eine Reihe ethischer Handlungsleitlinien:
  • Kritische Prüfung des tatsächlichen Beratungsbedarfs
  • Ablehnung ethisch fragwürdiger Aufträge
  • Autonomieunterstützung des Kunden: Hilfe zur Selbsthilfe
  • Mut zu unbequemen Aktionen aus externer Situation heraus
  • Förderung prozessorientierter Beratungsformen
  • Einbeziehung der legitimen Ansprüche aller Betroffenen.
Zu den legitimen Zielen eines integren Beratungs-unternehmens gehören sowohl die Rechtfertigbarkeit als auch der Gewinn. Sollte es zu einer Kollision dieser Interessen kommen, so ist die notwendige Reihenfolge klar vorgegeben: Rechtfertigbarkeit steht dann vor Gewinn.

Ethische Handlungsrichtlinien
Natürlich haben sich Unternehmensberatungen schon seit Langem mit ihrem Berufsethos auseinander gesetzt. Regularien existieren in Deutschland unter den Begriffen „Grundsätze für den Beruf“, „Verhaltenskodex“ oder „Code of Conduct“. Sie geben an, in welchen Betätigungsfeldern welche Richtlinien gelten sollen und was zu ihrer Einhaltung getan werden soll.
Die Existenz solcher Kodices allein ist noch keine Garantie für deren Einhaltung. Denn alle Beratungsunternehmen, die in den letzten Jahren – berechtigt oder unberechtigt – in der Kritik der Öffentlichkeit standen, verfügten de facto über entsprechende Regelwerke. Beratungsfirmen leben zum großen Teil vom Vertrauen, das Kunden in sie setzen. Nicht zuletzt deshalb wird verantwortliches Handeln – meist unter dem Begriff „Corporate Social Responsibility“ oder „Corporate Governance“ – verstärkt als Instrument zur aktiven Kundengewinnung und -bindung eingesetzt. Doch dieser Vorstoß birgt auch ein Risiko: Falls bekannt wird, dass es sich dabei nur um Lippenbekenntnisse handelt, ist der Schaden für das Beratungsunternehmen umso größer. Und in Zeiten globaler Transparenz können es sich auch Kunden immer weniger erlauben, durch schlechte Berater-PR negativ in die Schlagzeilen zu geraten.

Die Unternehmensphilosophie
Einsteiger sollten bei der Auswahl des Arbeitgebers daher verstärkt auf Werte und Grundsätze der Unternehmens-philosophie achten. Noch aufschlussreicher ist es zu sehen, wie die Umsetzung und Einhaltung eines Verhaltenskodexes vom Unternehmen selbst vorangetrieben werden. Eine kurze Checkliste legt die wichtigen Punkte schnell offen.
  • Findet eine Einweisung in die ethischen Grundregeln und Prinzipien der Firma statt?
  • Existiert eine Abteilung bzw. ein Zuständiger für verantwortungsvolles Handeln?
  • Gibt es regelmäßige Schulungen zu aktuell auftretenden Problemstellungen?
  • Wird ein Mentor benannt, den man auch in heiklen Fragen um Rat bitten kann?
  • Ist ein diskursives Feedback zu ethischen Verhaltensweisen vorgesehen und wird es gefördert?
  • Wie können Verstöße gemeldet werden und wie steht es dabei um den Schutz des Melders?
  • Ist das Incentive-System mit der Einhaltung ethischer Geschäftsprinzipien gekoppelt?
Authentisch integre Beratungsunternehmen legen großen Wert darauf, dass ihre Mitarbeiter in der Lage sind, selbstreflektiert und verantwortungsvoll zu handeln. Bewerber mit dieser erweiterten Sozialkompetenz heben sich von der Masse ab und werden so für Arbeitgeber interessant. Daher sollten gerade Absolventen – neben ihren Fachkompetenzen – besonderes Augenmerk auf den Auf- und Ausbau dieser Soft Skills legen.

„Ethische Intelligenz“
Als einer der weltweit führenden Forscher spricht der Harvard-Psychologe Howard Gardner in diesem Zusammenhang von „ethischer Intelligenz“. Eine ethisch denkende Person stellt sich selbst die Frage, was für eine Rolle er als Mensch, Mitarbeiter und Bürger übernehmen möchte. Damit wird die Fähigkeit demonstriert, über das Alltägliche hinaus zu denken – und genau diese Kompetenz unterscheidet auch einen guten von einem hervorragenden Unternehmensberater. Doch in welchen Phasen wird dieses Denk- und Verhaltensmuster geprägt?

Mogeln bei Prüfungen
Ein auf Leistung ausgerichtetes Bildungssystem und strikte Marktbedingungen stellen Absolventen ohne oder mit geringer Berufserfahrung oftmals vor ein schier unlösbares Dilemma. Gute Noten sind das Ticket zu einer Top-Karriere – und um die notwendigen Ergebnisse zu erreichen, betrügen laut einer Studie der Duke University über die Hälfte der amerikanischen MBA-Studenten. Diese Einstellung setzt sich nach den Erkenntnissen einer Harvard-Studie auch in den Managementfirmen fort, wo der Einsatz unethischer Mittel im Arbeitsalltag mit dem Druck zur Beförderung gerechtfertigt wird. Darauf angesprochen führen Young Professionals oftmals an, dass sie dieses Geschäftsgebaren mit dem Erreichen einer bestimmten Stufe ändern werden und dann „selbstverständlich ausschließlich nach ethischen Berufsgrundsätzen handeln werden“. In der Praxis stellt es sich jedoch als äußerst schwer dar, den einmal eingeschlagenen Weg wieder zu verlassen.

Eigenes Wertesystem
Vor diesem Hintergrund kommt der frühzeitigen Auseinandersetzung mit eigenen und fremden Wertesystemen eine besondere Bedeutung zu. Absolventen legen in den ersten Jahren im Job den Grundstein für die weitere Karriere. Umso wichtiger ist es daher, dass jeder Einzelne für sich selbst Regeln und Prinzipien etabliert, die in komplexen Situationen weg- und richtungsweisend sein können.
Eine Reihe von Hochschulen haben die Aktualität des Themas erkannt und bieten Ethikseminare als Pflicht- oder Wahlfächer an. Die Ausbildung in Sozialkompetenzen wird im Wettbewerb der Universitäten untereinander verstärkt als Unterscheidungsmerkmal eingesetzt, um das Interesse von Studenten und Partnern aus der Wirtschaft zu fördern. Nicht zuletzt bewerten Akkreditierungsagenturen die Qualität der Studiengänge u.a. auch danach, ob ethische Grundsätze eingehalten und auch gelehrt werden.
In seinen Seminaren und Gastvorlesungen erfährt der Autor dieses Beitrags die Brisanz des Themas immer wieder aus erster Hand. Während sich das Interesse von Studenten im Vorfeld eher gering ausnimmt (Kommentar: „Ethik – das klingt trocken und langweilig.“), steigert sich die aktive Beteiligung während der Vorlesungen merklich. Verantwortlich dafür ist wohl die Erkenntnis bei Studenten, dass ethische Prinzipien ein elementarer Teil nicht nur des eigenen Handelns, sondern auch der Berufstätigkeit und letztlich der gesamten Gesellschaft sind.
Und spätestens bei Beispielthemen wie dem Mogeln bei Prüfungen, dem Umgang mit vertraulichen Informationen oder dem Verkauf von schadstoffhaltigen Spielzeugen erkennen auch Skeptiker, dass Ethik jeden verantwortlich denkenden Menschen angeht: sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld.

Anwendungen in der Praxis
Der berufliche Alltag mit seinem komplexen Geflecht an Problemstellungen und Entscheidungen wirft die Frage auf, wie der Einzelne sein Handeln hinterfragen kann. Um gerade in Drucksituationen einen klaren Kopf zu behalten, kommt es darauf an, Routine zu entwickeln, wie die eigenen Entscheidungen kurz getestet werden können. Die folgenden drei Ebenen und die damit verbundenen Fragen können für jeden (künftigen) Consultant eine Orientierungshilfe bieten.
  • Bewusstsein:
    Gibt es bei meinem Handeln eine ethische Komponente zu berücksichtigen? Habe ich die Prinzipien und die Auswirkungen meiner Entscheidung in Betracht gezogen? Wen betrifft meine Aktion und wer wird dadurch Schaden erleiden?
  • Transparenz:
    Macht es mir etwas aus, wenn andere von meiner Entscheidung erfahren? Wie würde eine mir nahestehende Person meine Handlung beurteilen? Würde ich ein Problem damit haben, wenn meine Entscheidung in der Zeitung steht?
  • Fairness:
    Wie würden die Betroffenen meine Entscheidung beurteilen? Wäre ich in der Lage, ihnen offen die Gründe für mein Handeln darzulegen? Und könnte ich meine Aktion ihnen gegenüber aufrichtig vertreten, wenn sie mir gegenüber ständen?
Ein nach Erfahrung des Autors sehr praktikabler Prüfstein stellt ein persönliches oder professionelles Weblog dar, über das sich der Consultant oder die Firma regelmäßig und aktuell nach außen darstellt. Eingesetzt als Medium zur Transparenz und Kommunikation mit Klienten, Kunden und Mitarbeitern kann es bei vielen Problemstellungen als praktische Entscheidungshilfe dienen.
Meist reicht es aber schon, sich selbst die Frage zu stellen: „Wie fühle ich mich, wenn ich mir vorstelle, meine Entscheidung und ihre zugrunde liegende Motivation im Weblog zu veröffentlichen?“ Wenn sich bei diesem Gedanken ein unsicheres Gefühl einstellt, sollte die Entscheidung unter Einbeziehung ethischer Komponenten noch einmal überdacht werden.

Entscheidungen treffen
Verantwortungsvolles Handeln in einem komplexen Joballtag ist für Unternehmensberater von besonderer Bedeutung: Aufgrund ihrer Vertrauensstellung haben Consultants gegenüber Kunden, Klienten und Kollegen eine besondere Verantwortung, die Auswirkungen ihres Tuns in Betracht zu ziehen.
Jeder Einzelne hat es selbst in der Hand, in einem frühen Stadium seiner Ausbildung eigene Handlungsprinzipien festzusetzen und seine Tätigkeit anhand praktischer Kriterien zu überprüfen: Bewusstsein, Transparenz und Fairness. Dadurch erhöht er seine Fähigkeit, in schwierigen Situationen Entscheidungen zu treffen, die nicht nur subjektiv und kurzfristig hilfreich, sondern auch objektiv und langfristig vertretbar sind. Im Selbstverständnis einer integren Unternehmensberatung definiert er sich so eindeutig gegenüber sich selbst, seinem Arbeitgeber und seinen Kunden – und empfiehlt sich nachhaltig für die anspruchsvollen Aufgaben eines hervorragenden Unternehmensberaters.


Über den Autor
Andreas Hauser, 37, arbeitet als Management Consultant für strategische Tourismusplanung und -entwicklung, führt interkulturelle Trainings durch und hält Seminare an Hochschulen. Für die Masterdissertation seines MBA-Studiums „International Management Consulting“ am I-IMC in Ludwigshafen untersucht er die Umsetzung von Ethikrichtlinien in der Unternehmensberatung in Deutschland.


Literatur zum Thema

  • Ulrich, Peter (2001): Integrative Wirtschaftethik, 3. Auflage. Paul Haupt Verlag, Bern, Stuttgart, Wien.
  • Hagenmeyer, Ulrich (2004): Integre Unternehmensberatung. Professioneller Rat jenseits rein betriebswirtschaftlicher Logik. Paul Haupt Verlag, Bern, Stuttgart, Wien.
  • Gardner, Howard (2007): Five Minds for the Future. McGraw-Hill Professional Verlag.


Sunday 5 October 2008

Sustainable Tourism Development: Dubai


Bad Honnef University Lecture:

Tourism Destination Dubai


The Private University of Applied Sciences Bad Honnef Bonn ranks amongst Germany’s most renowned institutes for higher education in the service sector. In the field of tourism management, the institute achieves special recognition through its bachelor, graduate and master programmes. The strong focus on preparing the students for an international career is reflected by a world-wide network of partner universities and English as the exclusive teaching language.

FH Bad Honnef Tourism Management


The Department of Tourism Management, headed since the first days in 1998 by Prof. Dr. Helmut Wachowiak, emphasizes a well-kept balance between theory and practice within the different curricula. As part of the ldestination management course, I had the pleasure of being invited to give a guest lecture at the campus in Bad Honnef about a topical development: Dubai – The Tourism of the Future?




Dubai is presently considered one of the most exciting and fastest-growing tourism destinations world-wide. After having given an introductory overview of the Arab World, the lecture focused on the time line of tourism and commerce development of the small Emirate since the finding of oil in the late 1960s. This way, it was made clear that the current success of Dubai did not happen by chance, but is the result of a long-term strategy and determined vision of its leaders.

However, the artificial tourism product Dubai creates through an amazing array of shining, innovative and record-breaking new projects does not go without negative impacts. An assessment of the sustainability of Dubai’s tourism model shows a number of weaknesses in terms of socio-cultural, economic and ecological aspects. Especially the impact on the environment is tremendous, with the United Arab Emirates scoring extremely low e.g. in the Travel & Tourism Competitiveness Report 2008 by the World Economic Forum.

WEF T&T Competitiveness Report 2008


The lecture was held before a very interested and motivated group of 50 students, having joined together from different courses for the venue. Discussions about the success factors and Dubai’s recipe for growth were lively, both in an acknowledging and a critical manner. The student feedback to the first-hand insights from the industry was consistently positive and showed the great interest for the destination Dubai, its current positioning but also its way into the future.



Also from my own point of view, the lecture was highly interesting and showed the controversy that the development of a largely artificial tourism destination can create.

And whether Dubai will continue its success in the future – this only time can tell.


Andreas Hauser