Monday, 27 April 2009

Artikel: Interkulturelle Kompetenz


„ICH BIN DEUTSCHER,

ICH BIN IMMER PÜNKTLICH“


Das Hamburger Abendblatt (www.abendblatt.de) hat in seiner letzten Wochenendausgabe vom 25. April 2009 ein Extrajournal für Ingenieure veröffentlicht. Um dem zunehmenden Trend der Internationalisierung Rechnung zu tragen, wurde darin auch interkulturelle Kompetenz im Umgang mit ausländischen Projektpartnern thematisiert.

Die Autorin Manuela Keil hat dazu einen Artikel über meine Arbeit als interkultureller Managementtrainer für die Arabische Welt verfasst -- mit einem durchaus sehr passenden Titel:

___________________________________________________



Ich bin Deutscher,
ich bin immer pünktlich


Interkulturelle Kompetenz: Der Trainer Andreas Hauser schult Ingenieure vor ihrem Einsatz im Ausland.


20 Augenpaare sind gebannt auf den Management-Trainer Andreas Hauser gerichtet. Die Teilnehmer des eintägigen Seminars über interkulturelle Kompetenz sind Ingenieure aus verschiedenen Ingenieurs-, Bau- und Planungsfirmen, zwischen 25 und 65 Jahre alt und stehen kurz vor ihrem Arbeitseinsatz in einem arabischen Land.

"Es gibt kein Fettnäpfchen, das ich selbst nicht kenne. Ich kann deshalb viele Beispiele für mögliche Stolpersteine nennen", sagt der 36-jährige, der in 75 Ländern auf vier Kontinenten war und seit zehn Jahren in der arabischen Welt tätig ist. Dort wird jede Präsentation und jedes Arbeitsgespräch um 12 Uhr abgebrochen und auch alle Restaurants schließen, wenn sich die Araber zum Gebet zurückziehen. Jede Äußerung von Unverständnis angesichts dieser regelmäßigen Unterbrechungen, von Ungeduld oder von Kritik führt zu einem sofortigen Abkühlen oder gar Abbruch der Geschäftsbeziehung. Zu beachten ist auch, dass Termine in den arabischen Ländern nur Absichtserklärungen sind. Das erfordert von deutschen Partnern ein hohes Maß an Geduld und Flexibilität.

"Ärger über nicht eingehaltene Verabredungen wird in Saudi-Arabien negativ und mit Unverständnis aufgenommen, er sollte also nie offen gezeigt werden", sagt Hauser. Auf der anderen Seite erwarten Araber vom deutschen Ingenieur per definitionem Pünktlichkeit. "Werde ich also, während ich warte, gefragt, was ich denn da mache, ist meine Antwort: ,Ich bin Deutscher, ich bin immer pünktlich.'"


Außer dem Zeitverständnis ist auch die Art der Kommunikation anders. Die Deutschen sind viel direkter. Da man in der arabischen Welt selten ein "nein" als Antwort bekommt, lautet eine Seminar-Übung "100 Wege, um nein zu sagen." Denn in den orientalischen Ländern ist der Kommunikationsweg verschlungener und die Antworten sind blumiger. Dies hat auch zur Folge, dass deutsche Arbeitnehmer in diesen Ländern Schwierigkeiten haben, diese indirekte Kommunikation zu dechiffrieren. Hauser jedoch findet: "Das ist eine andere Art, miteinander zu sprechen, die nicht schlechter ist. Es ist eine sehr schöne und respektvolle Art des Umgangs." Die Verständigung dauert zwar länger, bezieht aber auch immer die persönliche Ebene mit ein. Als interessanter, reichhaltiger und wärmer werde dieser Umgang wahrgenommen, berichtet Hauser über das Feedback von Teilnehmern, die von längeren Aufenthalten zurückkehren.

Viele Teilnehmer bitten ihn um einen Verhaltenskodex mit konkreten Do's und Don'ts. Jeder deutsche Arbeitnehmer muss in den arabischen Ländern seinen eigenen Weg finden, er sei nur der Wegbereiter, sagt der Trainer. "Gerade Ingenieure denken sehr stark strukturiert und präzise, auch nach der Devise: Zeit ist Geld." Einigen fällt es schwer, von sich Privates zu erzählen, denn in Deutschland trennt man Geschäftliches und Privates. Das ist ein weiterer großer Unterschied zu Arabien. Dort ist die Familie alles und die Qualität der Geschäftskontakte hängt auch von der Fähigkeit ab, sich auf den Geschäftspartner persönlich einzulassen.

Geschäfte werden in der arabischen Welt auf der Basis persönlichen Vertrauens gemacht. Dazu ist es notwendig, sein Gegenüber nicht nur als Manager, sondern auch als Menschen kennenzulernen. Es kann eine sehr zeit- und kostenintensive Erfahrung sein, dieses Vertrauensverhältnis aufzubauen. Hauser: "Die Belohnung ist allerdings zumeist eine tragfähige, auch in Krisenzeiten belastbare Verbindung." Einen Vertrag in kurzer Zeit aushandeln zu wollen, ohne sich die Zeit für ausgiebige Arbeitsessen und Sightseeing zu nehmen, wäre fatal. Und man muss auch damit umgehen können, dass Telefongespräche, Meetings und Reisen abgesagt werden, wenn familiäre Belange dies erfordern. Die Gründe können hierzulande als durchaus lapidar empfunden werden.


Über Politik und Religion sollte man jedoch lieber nicht sprechen. Die beste Empfehlung zum Umgang mit Religion lautet: Zuhören, freundlich lächeln und darüber hinaus keine Reaktion zeigen. "Diskussionen oder Meinungsbekundungen zum Islam sind unter allen Umständen zu vermeiden", sagt der Trainer.

Einige Trainings führt Hauser mit seiner Frau zusammen durch. Die Architektin und Stadtplanerin ist seit zwölf Jahren international tätig. Michaela Hauser empfiehlt Frauen in arabischen Ländern ein zurückhaltendes und höfliches Auftreten. Außerdem sei es wichtig, den Körper bedeckt zu halten, mit weiten Gewändern oder einem Hosenanzug. Dieser dürfe jedoch nicht zu körperbetont sein. Außerdem sollte sie stets sagen, dass sie verheiratet sei und einen Ehering tragen.

© Hamburger Abendblatt
___________________________________________________


Der Artikel ist online im Angebot des Hamburger Abendblatts verfügbar:

Artikel: "Ich bin Deutscher, ich bin immer pünktlich"



Ich freue mich sehr über diese Publikation, da sie einen lebendigen Einblick in die spannende Welt des interkulturellen Trainings gibt und sie so (hoffentlich) einem breitem Publikum zugänglich macht.

Weitere Informationen zu Angeboten und Inhalten meiner
interkulturellen Managementseminare steht unter www.andreashauser.com zur Verfügung.


Andreas Hauser



Tuesday, 21 April 2009

Interkulturelle Filme: Mexiko


„Cuentos de la Calle“:

Geschichten aus Mexiko City

Die Kultur eines Landes filmisch in Szene zu setzen erfordert Mut, Ideen und viel Hingabe. Gerade bei einem so facettenreichen Land wie Mexiko stellt dies eine Herausforderung dar. Mit „Cuentos de la Calle“ ist dies einem deutschen Regisseurteam gelungen: Geschichten aus den Straßen von Mexiko City mit einer großen Portion Einfühlungsvermögen für Kultur und Menschen.


Filmcover von "Cuentos de la Calle"
© rebelfilms


Worum geht es in den 63 Minuten filmischer Dokumentation aus einer der größten und buntesten Städte der Welt? Die Regisseure Sarah Möckel und Stefan Schulte beschreiben ihr Werk treffend mit folgenden Worten:

„In Mexico-Stadt sind die Taxis grün und vom Aussterben bedroht. In dieser Stadt ist einiges anders, als man es vom Rest der Welt gewöhnt ist und an jeder Straßenecke finden sich Bilder und Geschichten, über die man sich als Tourist nur wundern kann. Warum kämpfen Männer in Masken gegeneinander? Wie feiert man den Geburtstag einer Heiligen, die alle Instrumente spielt? Kann ein Skelett Leben retten? Und warum gibt es immer weniger Schmetterlinge in der Stadt? Das Taxi hält dort an, wo Lebenskünstler, Musiker und Paradiesvögel ihrem Tagegeschäft im Großstadtdschungel nachgehen.“


Impressionen von "Cuentos de la Calle"
© rebelfilms


Herausgekommen ist ein Kaleidoskop an Impressionen aus einer unglaublichen Stadt, die unaufhaltsam wächst und den Besucher mit Eindrücken überschüttet. Taxifahrer, Marktleute, Musiker – sie alle zeigen und erzählen, was die Stadt für sie bedeutet. Daraus entsteht ein liebevoll gewobener Einblick in die Kultur des Molochs, charmant und humorvoll: auf mexikanisch mit deutschen Untertiteln.

rebelfilms, unter dessen Label „Cuentos de la Calle“ entstanden ist, produziert Dokumentarfilme und Reportagen zu den Themen internationale Musik und Kultur. Die Hommage an Mexico City wurde von Sarah Möckel und Stefan Schulte 2007 gedreht und ist gerade frisch erschienen. Auf der Homepage von rebelfilms gibt es weitere Infos zur Bestellung (Kosten: 12,- EUR plus Versand) sowie einen Trailer.

Homepage von rebelfilms


Für mich ist dieser Film ein wunderbares Stück Mexiko, ein Kleinod unter den Dokumentationen, und ein tolles Beispiel für die Kraft, welche die Kultur Menschen verleihen kann.

Mein Prädikat: absolut empfehlenswert, und das nicht nur für Mexiko-Fans!


Andreas Hauser