Transnationalmannschaft
„Von Özil kommt der Ball zu Müller“
Was Filme angeht, war 2011 ein sehr gutes Jahr. Überraschend ist allerdings, dass es keiner der großen Blockbuster war, der mich besonders beeindruckt hat, sondern eine deutsche Low-Budget-Produktion voller Intensität, Authentizität und einer klaren Botschaft: TRANSNATIONALMANNSCHAFT von Philip Kohl.
Filmposter "Transnationalmannschaft"
Transnationalmannschaft ist ein Dokumentarfilm über ein multiethnisches Stadtviertel während der Fußball-weltmeisterschaft. 7 Protagonisten erzählen über Ihr Erleben der WM 2010. Ihre Herkunft: so vielfältig wie die der Nationalelf. Ihr Zuhause: Die Mannheimer Stadtviertel Jungbusch und Filsbach.
Der Film zeigt diese Stadtviertel mit einem Migrantenanteil von über 60% zur Zeit der WM und dokumentiert das Verhältnis der Protagonisten zur deutschen Nationalmannschaft. Der Film fragt nach, was sie unter Heimat und Nation verstehen und lässt uns Deutschland und ihr Viertel durch ihre Brille sehen.
Hier der
Film-Trailer:
Ich habe durch Zufall (wie sonst?) den Film empfohlen bekommen und ihn mir während eines Aufenthaltes in Mannheim im Sommer dort anschauen können.
Und ich war schwer beeindruckt, über die Botschaft des Films: Die Nationalität ist für die Protagonisten zweitrangig, was vielmehr zählt ist die Ortsverbundenheit, die Definition über die Stadt oder das Viertel, aus dem sie kommen.
Bilder und Protagonisten aus dem Film
Das deckt sich dann auch wieder mit dem Thema der „Transkulturalität“, das die zunehmende Verwässerung klarer nationaler Abgrenzungen innerhalb einer Gesellschaft aufnimmt und sich stattdessen mit den Milieus auseinandersetzt, die einen Sinn von Zugehörigkeit vermitteln. Oder mit den Worten der Macher: „Transnationalmannschaft ist ein Heimatfilm, der den heutigen Realitäten in deutschen Großstädten gerecht wird und Fußball feiert.“
Ein treffender Artikel zum Film ist auch in der Zeit erschienen:
Weblink:
Der Ösil in uns allen
Gerade für uns Interkulturalisten, die wir auf die Abgrenzung nach Nationalität setzen, ist der Film ein erfrischender Perspektivwechsel – und er hat jetzt bereits eine nachhaltige Wirkung auf die Philosophie meiner Trainings: weg von Nationalitätsdenken hin zu einer menschlichen Begegnung zwischen zwei und mehr Individuen – was bei meinen Teilnehmern auf sehr positive Reaktionen trifft, bildet es doch die Alltagsrealität im In- und Ausland viel passender ab.
Dazu auch noch der Bericht im
heute-journal:
Der Film erscheint Anfang kommenden Jahres auf DVD, und ich kann jedem (nicht nur Interkulturalisten!) nur empfehlen, sich das Werk anzuschauen – das ist ein ungewohntes aber sehr zugängliches Deutschlandbild, das hier gezeichnet wird!
Link auf amazon.de
Schaut ihn Euch an – und ich würde mich über Rückmeldung freuen, ob er Euch ebensogut gefallen hat wie mir! :-)
Andreas Hauser
Management Consultant | Intercultural Trainer | University Lecturer
www.developingculture.com