Monday 3 August 2009

Interkulturalität in der Sprache


Auf Arabisch
durch den deutschen Tag


Er steht auf fast jedem deutschen Frühstückstisch und jeder Bundesbürger trinkt rund 160 Liter pro Jahr: der Kaffee. Mit dem Produkt, das sich Ende des 16. Jahrhunderts von der arabischen Welt aus in ganz Europa verbreitete, gelangte auch der Begriff, abgeleitet von al-qahwah, zu uns.

Gesüßt wird das braune Getränk gerne mit Zucker,
was sich von al-sukkar herleitet. In weiteren europäischen Sprachen ist der gleiche Wortstamm noch heute gebräuchlich: „sucre“ im Französischen, „azúcar“ im Spanischen, „sugar“ im Englischen und „zucchero“ im Italienischen.



Oder mögen Sie lieber etwas Süßes vom Konditor? Dessen Namen basiert auf al-qand, dem arabischen Wort für Rohrzucker. Oder vielleicht ein Sorbet? Aber natürlich, kommt von shurab („trinken“). Und hinterher ein Schlückchen Alkohol zur Verdauung? Auch das entstammt dem Arabischen, al-kuhl steht für den „Geist des Weines“. Hätten Sie es gewusst?

Doch nicht nur kulinarisch haben die Araber einen bleibenden Eindruck im Deutschen hinterlassen, sondern auch in den Naturwissenschaften. Algebra stammt von al-dschabr („Zusammenfügen gebrochener Teile“) ab, Chemie von al-qimiya, das Elixier ist auf al-iksir („Stein der Weisen“) zurückzuführen, Azimut kommt von al-samt („Weg“) – und selbst die Ziffer ist vom Arabischen sifr („leer“) entlehnt.



Genug der Wissenschaft, wollen Sie lieber verreisen? Dann packen Sie doch einfach Ihren Koffer (al-kufr: „Flechtkorb“), nehmen sich ein Schiff mit einem guten Admiral (al-amir al-bahr: „König des Meeres“) und passen den nächsten Monsun (al-mausim: „Jahreszeit“) ab.

In Ägypten schauen Sie sich die Mumien (al-mumiya: „einbalsamierter
Leichnam“) an, spielen ein bisschen auf der Laute (al-’oud: „Holz“), zahlen dann für die Weiterreise einen hohen Tarif (al-ta’arifa: „Mitteilung“) und gehen auf Safari (al-safar: „Reise“) mit Giraffen (al-zarafa) und Kamelen (al-jamal).



Und wenn Ihnen das nicht reicht, dann fordern Sie doch den König einer einheimischen Rasse (al-ra’as: „Kopf, Ursprung“) zu einem Spiel heraus – aber passen Sie bitte auf, dass Sie ihn nicht gleich Schachmatt (shah mat: „der König starb“) setzen!


Der Text erschien im Mai/Juni-Newsletter von ti communication in Regensburg.


Andreas Hauser


No comments: